Samstag, 20. Februar 2010
Babylon Mitte: Demo für das Koalitionsrecht in Berlin, 20.02.2010
Irgendwie haben wir ganz vergessen, darauf hinzuweisen:

Die FAU hat, was vielleicht tatsächlich nicht unerwartet kommt, den Prozess am 16.02.2010 um die einstweilige Verfügung des Berliner Arbeitsgericht vom Dezember 2009 vor dem Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg verloren; als im Raum Berlin-Brandenburg nicht tariffähige Gewerkschaft ist es ihr weiterhin untersagt, gegen das 'Babylon Mitte' zum Boykott aufzurufen usw.

Alle wesentlichen Infos, Presseerklärungen usw. findet ihr auf dieser Labournet-Webpage. Wenn wir richtig sehen, ist damit der Antrag der Geschäftsführung des Babylon auf Verhängung eines Ordnungsgelds oder ersatzweise einer Ordnungshaft für die Sekretäre der FAU Berlin ebenfalls weiterhin auf dem Tisch.

Daher zwei Hinweise:

Erstens findet ihr hier einen Appell an alle Mitglieder und Funktionäre der Gewerkschaften und an alle AnhängerInnen des Grundrechtes zur Bildung freier und unabhängiger Interessenorganisationen der abhängig Beschäftigten für die Verteidigung des Koalitionsrechts und die Aufhebung des Verbots gewerkschaftlicher Betätigung für die FAU Berlin, der noch UnterzeichnerInnen sucht.

Und zweitens startet am morgigen Samstag, den 20. Februar, um 18.00 Uhr, d.h. pünktlich zur Berlinale-Abschlußgala, die Demonstration zur Verteidigung der Gewerkschaftsfreiheit vor dem Berlinale-Palast am Potsdamer Platz mit Ziel Babylon Mitte.

Erscheint zahlreich!

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Samstag, 13. Februar 2010
40 Jahre Forum im TV: "Regarde-moi" im WDR
Grundsätzlich teilen wir ja die Kritik an der reichlich beliebig daherkommenden offiziellen "40 Jahre Forum"-Retrospektive sowie an der jüngsten Entwicklung des Forums im allgemeinen.

Umso erfreulicher ist es daher, dass der WDR in Kooperation mit Forum und Arsenal ab 18. Februar 2010 zu allerdings später Uhrzeit fünf die Themenkreise 'Gender' und 'Migration' umkreisende Forums-Beiträge aus den letzten 40 Jahren erstmals mit i.d.R. deutschen Untertiteln im TV ausstrahlen und sie damit auch Leuten zugänglich machen ...


Weiter geht es auf unserem neuen Blog hier.

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Mittwoch, 3. Februar 2010
“Comuna im Aufbau”: Stadtteilarbeit und Selbstverwaltung in Venezuela
Dario Azzelini und Oliver Ressler haben nach "5 Fabriken. Arbeiterkontrolle in Venezuela" (2006), einem Film über das Ringen um neue Formen des Lebens und Produzierens in fünf industriellen venezolanischen Grossunternehmen, einen neuen Film über die soziopolitischen Entwicklungen in Venezuela fertiggestellt

Im Mittelpunkt des Films stehen weniger die venezolanische Regierungspolitik als vielmehr lokale Kämpfe von AktivistInnen um Selbstrepräsentation. "Comuna im Aufbau" beschreibt das Ringen um lokale Selbstorganisierung und den Aufbau von 'Kommunalen Räten' (Consejos Comunales), d.h. lokalen Selbstverwaltungs- bzw. Selbstregierungsstrukturen in der Provinzstadt Barinas sowie den Armenvierteln von Caracas, die als Selbstregierungsorgane neben bzw. an die Stelle staatlicher Institutionen treten sollen.

Näheres zum Film entnehmt bitte den oben verlinkten Webpages der beiden Regisseure oder einer ersten Besprechung von Peter Nowak.

"Comuna im Aufbau" wird am morgigen Donnerstag (4. Februar) erstmals im Lichtblick-Kino in der Kastanienallee aufgeführt und läuft dann dort durchgehend vom 6.-11. Februar um 18.45. Am Wochenende (6./7.2.) wird Dario bei den Aufführungen anwesend sein. Weitere Infos über die Termine hier.

Ihr könnt euch den Film - wenn auch momentan wohl nur mit englischen Untertiteln - allerdings zudem einfach und gratis zu Hause anschauen und ihn im Rahmen der creative commons Lizenz vervielfältigen. Hier der Link zu Oliver Ressler.

Big up an prekba für den Tip.

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Dienstag, 2. Februar 2010
Brillante Mendoza zu Gast im Arsenal
Kurz vor der Berlinale steigt doch tatsächlich noch eine spannende Filmreihe im Berliner Kino ‘Arsenal’:

Brillante Mendoza hält sich u.a. anlässlich eines Workshops für die Studierenden der dffb in Berlin auf. Das Arsenal nimmt dies zum Anlass, im Rahmen einer kleinen Werkschau vom 6.-11. Februar acht der neun Langfilme des philippinischen Regisseurs mit, das mag für die eine und den anderen etwas enttäuschend sein, englischen bzw. französischen Untertiteln aufzuführen.

Brillante Mendoza (*1960) ist neben Lav Diaz einer der vielleicht interessantesten Protagonisten des unabhängigen philippinischen Gegenwartskinos. Mit seiner ersten ...

Weiter gehts auf dem neuen Weblog

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Dienstag, 2. Februar 2010
Lebanon War Film Night. Screening of Mental-Rev Activist Films in Berlin
Hier kurz ein Veranstaltungshinweis für kommenden Freitag, den 5.2.2010 in Berlin (beachtet bitte den add-on unten).

Das Antikriegscafé und Mental-Rev Film Productions laden am Freitag, den 5. Februar, um 20.00 Uhr zu einem Filmabend ins NewYorck59 im Bethanien (Südflügel). (Admission free, we guess).

Gezeigt werden, wenn wir das richtig verstanden haben, zwei Filme von antimilitaristischen AktivistInnen aus dem Umfeld des in San Francisco ansässigen, unabhängigen Vertriebs Mental-Rev Productions, die den 'Zweiten Libanonkrieg' im Sommer 2006 behandeln. Interessant macht den Abend übrigens vielleicht nicht zuletzt, das Barucha Peller, die Regisseurin des zweiten Films, anwesend ist und sich der Diskussion stellt:

Francisca Caporali, W. Brandon Jourdan: July War (USA 2008, 61 min., OF)

„July War“ zeigt ungefiltert die direkten verheerenden Auswirkungen der israelischen Militäroffensive gegen den Libanon im Jahr 2006. In dieser ausdrucksstarken Dokumentation werden am Beispiel des Libanon-Kriegs die Auswirkungen des globalen Krieges gegen Terrorismus untersucht. Sie hinterfragt, ob der Krieg überhaupt Wirkung gegen islamistische Militanz gezeigt hat oder ob sie diese vielleicht sogar verstärkt hat. Außerdem thematisiert sie sowohl die Rolle der USA und des Iran während des Krieges als auch das Versagen der Politik der westlichen Regierungen und deren Verbündeten im Nahen Osten. „July War“ kombiniert bekanntes Filmmaterial und Interviews mit Wissenschaftlern, Menschenrechtsexperten, Militärangehörigen und Journalisten mit Cinéma vérité-Material von libanesischen Zivilist_innen aus Gebieten, die vom Krieg 2006 stark betroffen waren.

Barucha Peller: Dawn, after the Bombs (USA 2006, 18 Min., OF)

„Dawn, After the Bombs“ erzählt die emotionale Geschichte von Libanes_innen während der Bombardierungen im „July War“ 2006.Der Film, der während des Krieges und in den Tagen nach dem Waffenstillstand von einer jüdisch-amerikanischen Aktivistin gedreht wurde, zeigt eine persönliche Nahaufnahme der Erfahrungen von Menschen inmitten des Chaos und der Zerstörung des Krieges, deren Häuser zerstört, deren Familien auseinander gerissen wurden und deren Alltag aus den Fugen geraten ist.
Barucha Peller wird für diese Vorführung der Filme in Berlin anwesend sein, um ihre verschiedenen Erfahrungen sowohl mit Aktivismus und unabhängiger Berichterstattung in Konfliktregionen als auch die Herausforderungen mit dem Umgang mit dem Thema Krieg in Film und Fotografie zu diskutieren.
Beide Filme werden im englischen Original gezeigt. Bei Bedarf ist Übersetzung ins Deutsche möglich.


Es ist uns leider nicht möglich, hier und jetzt mehr Infos über die Filme zu bieten; hier aber wenigstens ein Link zur Webpage von July War, auf der sich auch ein Trailer befindet.

Beachtet bitte auch folgende Anmerkung: Wir kennen, um ehrlich zu sein, weder die Filme aus dem Umfeld von Mental-Rev noch, Schande über uns, das Antikriegscafé. Wir sind uns auch nicht sicher, inwiefern wir die Filme und die in ihnen vertretenen Positionen gut finden würden bzw. werden. Und wir betonen ganz entschieden, dass unsere Entscheidung, auf die Veranstaltung des Antikriegscafés hinzuweisen, nicht aber das Screening von Claude Lanzmanns "Warum Israel" (oder die dort gerade stattfindende Lanzmann-Werkschau) im Babylon Mitte am vergangenen Wochenende zu erwähnen, nichts mit einer evt. Positionierung in bezug auf Israel und den Nahostkonflikt zu tun hat, sondern einzig und allein darauf zurückzuführen ist, dass wir uns schlichtweg weigern, in unserer Freizeit auch noch Werbung für das Babylon und seine unserer Meinung nach mehr als fragwürdige Geschäftsführung zu machen. Andere mögen das, siehe Überbau, anders machen, wir machen das bis auf weiteres so. Alles weitere hierzu auf unserem alten Weblog ... Beschwerden bitte nicht als Comment, sondern via Contact.

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Mittwoch, 27. Januar 2010
Babylon Mitte: Zur Bewertung des neuen Haustarifvertrags
Auf 'prekär babylon' wurde heute bzw. gestern ein erster detaillierterer Vergleich des Flächentarifvertrags mit dem Haustarifvertrag, der zwischen der Geschäftsführung des Babylon Mitte und Ver.di abgeschlossen wurde, gepostet.

Das gibt mir nun doch noch den Anlaß, zu erklären, dass, wenn es hier dazu kommen sollte, dass eingehender über die Berliner Kinolandschaft gepostet würde, was ja andererseits eh bereits von einigen Leuten ziemlich gut auf 'Überbau' getan wird ... ja, dass dann das Babylon aus gegebenem Anlaß bis auf weiteres nicht berücksichtigt werden wird.

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Montag, 25. Januar 2010
Police and Thieves. BFI veröffentlicht eine Serie von Filmen über Policing und Delinquency
Wo wir gerade beim Ankündigen und Bewerben sind:

Vor zwei Jahren hat das 'British Film Institute' (BFI) ca. 20.000 Filme des Central Office of Information (COI), dem institutionellen Nachfolger des britischen Informationsministeriums u.a. zur kommerziellen Auswertung übernommen. Die ersten beiden Doppel-DVDs mit COI-Filmen sind nun konkret für Frühjahr 2010 angekündigt. Weitere werden mit Sicherheit folgen, da aus dem Umfeld des BFI verlautete, man arbeite gerade an einer Revision der Geschichte des britischen Dokumentarfilms, weshalb 2010 mit einer Reihe interessanter DVD-Veröffentlichungen zu rechnen sei. Dass heisst übrigens einiges, wenn man sich vergegenwärtigt, dass das BFI im letzten Jahr eine ganze Reihe von Dok- und Propagandafilm-Kollektionen herausbrachte, die gerade auch in diesem Rahmen hochinteressant sind und nach Möglichkeit in den nächsten Wochen noch kurz abgehandelt werden sollen (Joy of Sex Education, General Post Office Collection, National Coal Board Collection, Miners' Campaign Tapes usw.).

Wie auch immer, das erste Set der BFI-Reihe "C.O.I. Collection", das voraussichtlich gemeinsam mit "Exiles" am 15.2. veröffentlicht werden wird, ist hier definitiv von großem Interesse und es sei hiermit eindringlich darauf verwiesen:

"Police and Thieves" versammelt auf zwei DVDs 14 unterschiedlich lange Dokumentar-, Propaganda- und Info-Filme aus den Jahren 1946-1977, in denen Polizei, Verbrechen, Delinquenz, Jugendkultur usw. aus Sicht der Herrschenden beschrieben werden. Die Edition deckt somit quasi die britische Nachkriegs- und Präpunk-Ära ab. Es sei angemerkt, dass 9 der 15 Filme vor 1960 produziert wurden und somit vielleicht interessantere Themen (1968, Mugging, Rastafari, Counterculture) hier eher unterrepräsentiert sein könnten. Aber insgesamt müsste das doch eine Sammlung von Filmen sein, die auch und gerade für linke bzw. linksradikale Filmkritik und Filmarbeit hochgradig relevant sein sollte.

Nach Möglichkeit wird hier demnächst eine kurze Besprechung folgen, aber erst einmal die Details zur DVD:

Disc 1
Children on Trial (1946)
Children of the City (1944)
Probation Officer (1950)
Youth Club (1954)
A Chance for Brian (1977)

Disc 2
Four Men in Prison (1950)
Help Yourself (1950)
Transatlantic Teleview 26: Man on the Beat (1956)
The British Policeman (1959)
Unit Beat Policing (1968)
Anything Can Happen (1973)
Bicycle Thefts (1974)
Snatch of the Day (1975)
Challenge for a Lifetime (1975)

Die Discs laufen insgesamt über knapp fünf Stunden, kommen mit einem ca. 30seitigen Booklet und sollten eigentlich, auch wenn das auf der offiziellen BFI-Homepage bisher (noch?) nicht steht, mit optionalen englischen Untertiteln versehen sein.

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Samstag, 23. Januar 2010
BFI veröffentlicht im Februar Kent Mackenzies "The Exiles"
Gute Nachrichten für alle, die sich für Filme über das Alltagsleben von Minoritäten, Marginalisierten und Migranten interessieren: Das 'British Film Institute' (BFI) übernimmt mit "The Exiles" von Kent Mackenzie eine der wohl interessantesten amerikanischen Homevideo-Veröffentlichungen des letzten Jahres.


Milestone Films

Mackenzie beschrieb in "Exiles" das alltägliche Leben von Native Americans in Bunker Hill, einem inzwischen nicht mehr existenten Viertel von Los Angeles, in dem um 1960 vor allem Rentner, Migranten und American Indians lebten. Erzählt wird von einer Nacht, von Tanz und Kartenspiel, Trinken und Prügeln, Bummeln und im Kino abhängen. Gezeigt wird, so heisst es im Katalog der Berlinale von 2008, auf der der Film wiederaufgeführt wurde, "das aus den Fugen geratene Leben von jungen Indianern, ..die zwischen Tradition und modernem Alltag zerrissen sind."

Dankenswerterweise übernimmt das BFI dabei nicht nur die zahlreichen Extras, die dem Film auf der dem Vernehmen nach großartigen und zudem regioncodefreien US-DVD von Milestone zur Seite gestellt wurden (s.u.), sondern bietet zudem im Gegensatz zur amerikanischen Version auch englische Untertitel für die ebenfalls dem Vernehmen nach nicht ganz einfach verständliche Tonspur des Hauptfilms.

Näheres zu Film und Edition im allgemeinen findet ihr auf dem Youtube-Kanal sowie auf der ebenfalls sehr gelungenen Webpage zum Film von Milestone. Hier noch ein Überblick über Cover und Details der übrigens für den 15.02.2010 angekündigten BFI-Edition:

Kent Mackenzie: Exiles (USA 1961, 72 min., OmE)
Extras (111 min.)
* Four shorts directed by Kent Mackenzie including Bunker Hill (1956), A Skill for Molina (1964) The Story of a Rodeo Cowboy (1962) and Ivan and His Father (1970)
* Commentary featuring Sherman Alexie and Sean Axmaker
* 2008 theatrical trailer
* Los Angeles Plays Itself (2003), extracts from Thom Anderson's film
* Opening night panel discussion at UCLA (audio)
* Last Days of Angels Flight (1969) - short film by Robert Kirste
* Bunker Hill: A Tale of Urban Renewal (2009) - short film by Greg Kimble
* White Fawn's Devotion (1910) thought to be the first film directed by a Native American
* Charles Burnett and Sherman Alexie on the Leonard Lopate Show (audio)
* Sherman Alexie interviewed by Sean Axmaker (audio)
* Stills Gallery
* Downloadable PGF files of Kent Mackenzie scripts and film notes.

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Freitag, 22. Januar 2010
Babylon Mitte: Kämpfe um Arbeits- und Repräsentationsverhältnisse dauern an ...
Auch nach Abschluss eines Haustarifvertrags zwischen der Geschäftsführung der 'Neuen Babylon Berlin GmbH' (NBB) und Verdi gehen die Auseinandersetzungen zwischen den Betreibern des vom Berliner Senat subventionierten Programmkinos, der Belegschaft, Verdi und der 'Freien ArbeiterInnen Union Berlin' (FAU) weiter.

Während die Geschäftsführung offensichtlich mit Belegschaft und Betriebsrat um Entlohnung und Arbeitsverhältnisse ringt, geht sie zugleich weiter gerichtlich gegen die FAU vor. Die anarchosyndikalistische Strömungsgewerkschaft, in der einige der Angestellten organisiert waren bzw. sind, hatte im Laufe des letzten Jahres eine offensichtlich recht erfolgreiche Boykottkampagne organisiert, um die Einrichtung eines Betriebsrats sowie durch Abschluss eines Haustarifvertrags zugleich bessere Lohn- und Arbeitsverhältnisse zu erkämpfen. Dies lässt sich zumindest wohl den Gerichtsakten entnehmen. So berichtet Jochen Gerster auf Labournet, dass Timothy Großmann, einer der Geschäftsführer des Kinos, beklagte, dass durch die Öffentlichkeitsarbeit der FAU "eine bereits zugesagte Medienpartnerschaft für die Veranstaltung 'Literatur live' auf Eis gelegt worden sei und Partner 'wie die Jazzwerkstatt, das Internationale Literaturfestival sowie verschiedene Regisseure, Veranstalter und Musiker' verunsichert seien 'und überlegen, die Zusammenarbeit mit der Antragstellerin zu beenden.'" Die Geschäftsführung hatte daraufhin erfolgreich juristische Wege beschritten. Im Dezember letzten Jahres untersagte das Arbeitsgericht zunächst den von der FAU initiierten Boykott und sprach der durchaus traditionsreichen Organisation zudem die 'Tariffähigkeit', d.h gewerkschaftliche Rechte ab. Am 5. Januar 2010 hatte Großmann erneut Erfolg, diesmal vor dem Berliner Landesgericht. Die Kammer, so Jochen Gerster, "zementierte das erstinstanzliche Urteil mit der praktischen Konsequenz, dass sie die FAU de facto verbot. Der Gewerkschaft wird ein Ordnungsgeld von 250 000 € ersatzweise bis zu 6 Monaten Haft für die Zuwiderhandlung angedroht, sollten ihre Vertreter weiter behaupten oder verbreiten, 'bei der Freien Arbeiter Union (FAU) handele es sich um eine Gewerkschaft bzw. Basisgewerkschaft' und 'die Neue Babylon Berlin GmbH kürze aktiv in der Freie Arbeiterinnen und Arbeiter Union Berlin (FAU) tätigen Beschäftigten Schichten oder verlängere deren Verträge aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur FAU nicht'."
Damit noch nicht genug: Da die FAU nach Auffassung der NBB gegen diese Unterlassungserklärung verstoße, hat die Geschäftsführung nunmehr laut einer Presseerklärung der FAU vom 22.10. beim Landgericht beantragt, "'ein empfindliches Ordnungsgeld in angemessener Höhe [oder] Ordnungshaft'" zu verhängen. Es drohen den Sekretären der Organisation nunmehr, so die FAU, ein "Ordnungsgeld von bis zu 250.000 Euro oder ersatzweise Haft bis zu sechs Monaten."

Auch wenn man dem anarchosyndikalistischen Modell einer Richtungsgewerkschaft skeptisch gegenübersteht, so scheint mir doch, dass man den von der Geschäftsführung des Babylon iniitierten Angriff auf selbstorganisierte Gewerkschaftsstrukturen und letztlich gar auf das Koalitionsrecht nicht hinnehmen kann. Um noch einmal Jochen Gersters bereits verlinkten Artikel zu zitieren: Es geht hier inzwischen auch "um die Verteidigung des Koalitionsrechts, das nichts anderes sein kann, als das Recht abhängig Beschäftigter, sich in Vereinigungen der eigenen Wahl für ihre sozialen Interessen zu organisieren und dafür ggfs. auch die Arbeit niederzulegen, wenn diese durch Unternehmen oder staatliches Handeln bedroht sind. Dieses Recht sollte auch ver.di verteidigen, auch wenn es sich im konkreten Fall um eine „konkurrierende Organisation“ handelt."

Daher an dieser Stelle der Hinweis auf zwei Veranstaltungen der FAU zum Konflikt am Babylon und das Gewerkschaftsverbot:

Info-Veranstaltung und Soliparty am 23.01.2010 im Zielona Gora (Grünberger Str. 73, Boxhagener Platz, U5 Samariterstr.) (s.o.)
20 Uhr Zwei Referenten und ein kurzer Film informieren über den Verlauf des Arbeitskampfs im Kino Babylon Mitte und die aktuelle Situation im Verbotsverfahren. Eintritt frei.
22h Soli-Party:
Eintritt 3-5 (nach Selbsteinschätzung) Euro


„Neue Formen von Arbeit und kollektiver Organisierung“
Podiumsdiskussion am 30.01.2010 | 12-15 Uhr | Roter Salon / Volksbühne

Panel 1: Partizipation und gewerkschaftliche Organisationsformen
Renate Hürtgen, Jochen Gester, Holger Marcks, Joachim Schulte
Panel 2: Gewerkschaftliche Alternativen und ihre Umsetzung
Willi Hayek, Bodo Zeuner, Klaus Stähle, Andreas Heinze

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Donnerstag, 21. Januar 2010
Koji Wakamatsu im Wettbewerb der 60. Berlinale
Eigentlich bin ich ja nicht sonderlich am Wettbewerb der Berlinale interessiert. Doch zwei Wochen vor Beginn des Festivals stehen nun fast alle Wettbewerbsfilme fest und unter diesen findet sich zu meiner großen Freude neben Filmen von alten Bekannten wie Yoji Yamada und Zhang Yimou doch tatsächlich auch Koji Wakamatsus neuer Film "Caterpillar".

Koji Wakamatsu ist vielleicht einer der interessantesten Regisseure, die im Umfeld der japanischen Neuen Linken der 1950/70er Jahre Filme produzierten. Auf Umwegen und Yakuza-Abwegen ins Filmgeschäft gekommen, drehte er in den 60er Jahren radikale "pinku eiga" bzw. "pink movies", d.h. Low-Budget-Filme, die (nach damaliger Auffassung) pornographische Elemente mit Arthouse und Gewalt verbanden und im Falle Wakamatsus oft politische Themen aus linksradikaler Sicht verhandelten. Einige dieser Filme wie "Secrets behind the Wall" wurden bereits 2008 im Rahmen einer leider kleinen Forums-Retrospektive gezeigt und sind dann Ende 2009 wenn auch leider nur mit französischen Untertiteln von dem französischen Unternehmen Blaq Out auf DVD veröffentlicht worden. Zudem veröffentlichte das amerikanische Label Image Ent. 2003 zwei weitere Filme mit englischen Untertiteln auf DVD, darunter den hochinteressanten Film "Ecstasy of the Angels" (1972), der sich mit der Entwicklung der japanischen Stadtguerilla-Organisationen zu Beginn der 70er Jahre auseinandersetzte. Es sei aber angemerkt, dass diese beiden DVDs damals wohl nicht ganz legal herauskamen, dass sie dementsprechend nicht mehr zu haben sind und dass zudem ärgerlicherweise im Falle von "Ecstasy of the Angels" die Szenen teilweise in falscher Reihenfolge auf der DVD montiert wurden. Auf ubuweb ist zudem "Sekigun-PFLP: Sekai Senso Sengen (The Red Army/PFLP: Declaration of World War)", eine von der exiljapanischen URA sowie der PFLP mitverantwortete Agitprop-Film über den palästinenschen Guerillakampf mit englischen Untertiteln zu finden, die Wakamatsu gemeinsam mit Masao Adachi Anfang der 70er Jahre drehte. "United Red Army", Wakamatsus vielleicht ästhetisch nicht umwerfende, aber insgesamt doch wirklich sehr interessante und unbedingt sehenswerte filmische Auseinandersetzung mit der Geschichte der japanischen Studentenbewegung im allgemeinen sowie mit Entwicklung und Zusammenbruch der "URA", einer japanischen Stadtguerilla-Organisation Anfang der 70er Jahre im besonderen, war zudem im Rahmen des Forums 2008 zu sehen, liegt auf DVD aber momentan leider ebenfalls nur mit französischen Untertiteln vor, kann allerdings für, wie ich finde, doch etwas abwegige ca. 5 Euro bei Blaq Out/Dissidenz als VOD eingesehen werden.


Über "Caterpillar" selbst ist bisher noch nicht allzu viel bekannt. Es handelt sich offensichtlich um die Verfilmung einer Kurzgeschichte des japanischen Schriftstellers Edogawa Rampo aus dem Jahre 1929, die allerdings in die Zeit des 2. Weltkriegs transponiert wurde. Erzählt wird dem Vernehmen nach von einem japanischen Soldaten, der ohne Armen und Beinen aus dem japanisch besetzen bzw. kolonisierten China zurückkehrt und nunmehr seiner Frau auf Gedeih und Verderben ausgeliefert ist ...

Ich gehe davon aus, und da sehe ich mich nicht allein, dass das der wahrscheinlich interessanteste Wettbewerbsfilm dieses Jahres sein wird. Await more to come here ...

Und das trotz dieser wirklich betrüblichen Geschichte: Blaq Out, also das französische Label, das, was wirklich sehr verdienstvoll ist, als erstes westliches Label Ende letzten Jahres ganz regulär und im Einvernehmen mit dem Regisseur eine Serie von 5 Filmen Wakamatsus auf DVD herausgebracht hat, hat doch tatsächlich mit Wakamatsu eine geradezu absurde 'Anti-Piracy Warning' produziert, die auf jeder dieser DVDs zu finden ist und die man sich vermutlich, aber hier warte ich noch auf eine Bestätigung, bei jedem Abspielen der DVD wieder von neuem wird anschauen müssen. Es ist einerseits unfassbar, auf was für Ideen Medienunternehmen immer wieder kommen, andererseits aber auch, wozu Wakamatsu sich da hergibt. Aber seht selbst, hier geht's zum Clip.

Übrigens, hier findet sich eine sehr hübsche und ganz knappe Übersicht über Wakamatsus "radical pink movies" mitsamt ein paar Exzerpten aus seinen Filmen. Highly recommended!

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